Datenerhebung vs. Abschreckung: Die Herausforderungen der Forschung zu SLAPP-Fällen

Strategic Lawsuits Against Public Participation, kurz SLAPP, sind ein zunehmendes Problem für die Zivilgesellschaft. Doch wie verbreitet sind diese Einschüchterungsklagen wirklich? Diese scheinbar einfache Frage stellt Forschende vor erhebliche Herausforderungen.

Die größte Schwierigkeit bei der Erhebung belastbarer Daten zu SLAPP-Fällen liegt in der Natur dieser Klagen selbst: Sie zielen darauf ab, Kritiker*innen zum Schweigen zu bringen. Und leider sind sie oft erfolgreich darin. Viele Betroffene, die erfolgreich eingeschüchtert wurden, äußern sich ungern zu ihren Fällen - schon gar nicht proaktiv oder öffentlich. Dies führt zu einem gravierenden Datenmangel, der die wahre Dimension des Problems verschleiert.

Vertrauen als Schlüssel

Um aussagekräftige Daten zu SLAPP-Fällen zu erheben, müssen Forschende zunächst eine Hürde überwinden: Sie müssen das Vertrauen der Betroffenen gewinnen. Dies gelingt nur, wenn klar wird, dass es nicht primär um die Nutzung ihrer Vulnerabilität für abstrakte Studien geht, sondern um konkrete Hilfe und Unterstützung.

Eine wichtige neue Studie

In diesem Kontext gewinnt eine aktuell anlaufende Studie besondere Relevanz. Prof. Dr. Stephanie Egidy untersucht in Kooperation mit der Otto Brenner Stiftung, der Gesellschaft für Freiheitsrechte, dem Umweltinstitut München und der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union in verdi (die eine der Kooperationspartner*innen der No SLAPP Anlaufstelle ist) das Thema "Strategic Lawsuits against Public Participation (SLAPPs) in Deutschland".

Diese Studie zielt darauf ab, ein umfassendes Bild von SLAPP-Verfahren zu zeichnen: Wie häufig kommen sie vor? In welchen Konstellationen treten sie auf? Wen treffen sie? Welche Taktiken setzen die Kläger ein? Und welche Folgen haben sie für die Betroffenen?

Die Erhebung belastbarer Daten zu SLAPP-Fällen ist eine Herausforderung, die nur durch einen sensiblen, betroffenenzentrierten Ansatz gemeistert werden kann. Initiativen wie die No SLAPP Anlaufstelle und die aktuelle Studie von Prof. Dr. Egidy sind wichtige Schritte in diese Richtung. Sie bieten Betroffenen nicht nur Unterstützung, sondern auch eine Stimme. Nur so können wir das wahre Ausmaß von SLAPP-Verfahren erfassen und wirksame Gegenstrategien entwickeln.

Ihre Teilnahme an der Studie kann dazu beitragen, SLAPP-Verfahren sichtbar zu machen und langfristig zu bekämpfen. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, die Meinungsfreiheit und eine offene Debattenkultur zu schützen.

Previous
Previous

Der rechtliche Beirat der No SLAPP Anlaufstelle im Gespräch: Dr. Jonas Kahl

Next
Next

Der rechtliche Beirat der No SLAPP Anlaufstelle: Dr. Nadine Dinig & Dr. Jasper Prigge, LL.M.